Benetton Werbung

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Das hier gewählte Bild einer 1991 erschienen Werbekampagne des Modeunternehmens Benetton zeigt die Uniform eines gefallenen bosnischen Soldaten. Die Uniform ist blutdurchtränkt und am Oberteil ist eindeutig ein Einschussloch bemerkbar. Die Familie des verstorbenen Soldaten stimmte der Kampagne zu, sie wollten an die hohe Anzahl der menschlichen Verluste im Krieg erinnern und konnten so den Weg an die Öffentlichkeit finden.

Oliviero Tocani sorgte mit diversen Werbesujets in seiner Zeit als creative director von Benetton (1982-2000) für Aufmerksamkeit. Er thematisierte oft weltpolitische Themen wie: Rassismus, Homosexualität, Krieg aber auch Moralfragen wie die Todesstrafe.

Ich denke, dass Toscanis Werbungen sicherlich für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat und nehme an, dass man es auch einigen dieser Werbungen zu verdanken hat, wenn manche Themen heutzutage  offener oder generell besprochen werden. Trotzdem frage ich mich, was der Sinn einer Werbung allgemein ist?

Und mir fällt bloß ein, dass eine Werbung ein Produkt oder eine „Marke“ präsentieren und womöglich zum Einkauf verführen sollte. Denke ich jetzt aber an die oben abgebildete Werbung, wird mir weder ein Produkt noch eine Marke präsentiert. Präsentiert werden mir die schrecklichen Folgen des Serbien Konfliktes. Fast unscheinbar bemerkt man dann erst die Benetton Aufschrift und merkt sofort, dass es sie um einen Widerspruch handeln muss. Denn wieso soll ich jetzt bei Benetton einkaufen gehen, etwa weil sie so sozial engagiert sind? Nein, das wäre nämlich eindeutig eine Instrumentalisierung aber wegen der Kleidung, kann ich mich ja auch nicht angesprochen fühlen, denn schließlich haben die abgebildeten Kleider nichts mit dem Sortiment Benettons gemeinsam.

Toscani selbst meinte, dass konventionelle Werbung sozial nutzlos  und überteuert sei, den/ die Konsument_in belügen würde und ein Verbrechen gegen Intelligenz und Kreativität begangen werden würde. Ich persönlich aber denke, dass Werbung nicht die Plattform für politische oder sonstige Botschaften jeder Art sein sollte. Werbung sollte in all ihrer Ehrlichkeit, ohne jede Manipulation ein Produkt präsentieren und möglicherweise auch einen Grund anführen, weshalb man etwas erstehen soll, nicht mehr und nicht weniger. Ich möchte nochmals unterstreichen, dass soziales Engagement und Berichterstattung wichtig sind, nur meiner Meinung nach ihren Platz nicht in der Werbung haben, sondern im Rahmen anderer Projekte.

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Adusters Bild „The True Colors of Benetton“ beschäftigt sich ebenfalls mit der Rechtfertigung einiger extremer Werbesujets. Hierbei wird aber eindeutig darauf angespielt, dass Benetton die Themen nur instrumentalisiere, um Profit zu machen und ihnen Inhalte gänzlich egal seien. Das denke ich wiederum nicht, denn Toscani scheint mit seinem Konzept der sozialen Werbung eindeutig mehr vorzuhaben, doch gänzlich garantieren wie man solche Werbungen zu verstehen hat und wie man mit ihnen umgehen soll kann wohl keiner.

Viennale Blog 4; Rezension: Pasolini

Es ist der wahrscheinlich schwierigste Film von den insgesamt vier, die ich bei der Viennale gesehen habe, aber ich versuche dennoch meine Meinung über Abel Ferrara und seine Interpretation im Film Pasolini abzugeben.

Abel Ferrara, der Regisseur dieses Films zeigt Pasolinis letzten Tag, dieser wird von Willem Dafoe gespielt. Der Film versucht anhand dieses letzten Tages die Person Pier Paolo Pasolinis in all ihrer Vielfältigkeit zu charakterisieren. Wir sehen den Pasolini im Kreis der Familie mit seinen engeren Freunden, wir sehen den Pasolini der Literatur, wie er über seine Schreibmaschine gebückt an seinen nächsten Œu­v­res arbeitet, wir sehen den Regisseur Pasolini, diesen sehen wir auch in verschiedensten Interviews, wir beobachten den geselligen Pasolini, der mit Freunden gerne Essen geht, den zwielichtigen Pasolini der in Roms Stricherszene seine Runden dreht und zuletzt sehen wir auch einen toten Pasolini in Ostia. Der Film beschäftigt sich sehr viel mit kleinen Nebendarstellungen, die oft von Pasolini selbst erzählt werden und als Parabeln aufzufassen sind.

Aberl Ferrara, Enfant terrible des amerikanischen Films wagt sich hier an eine der denkbar schwierigsten Materien überhaupt und zwar an den italienischen Dichter, Autor, Publizist und natürlich selbst Enfant terrible des europäischen bzw. italienischen Kinos, Pier Paolo Pasolini. Sein Konzept Pasolini in all seinen Facetten an seinem letzten Lebenstag zu zeigen scheint zuerst erfolgreich, weist aber bei genaueren Überlegungen einige Mängel auf. Dem Film fehlt in vielen Szenen eine gewisse Natürlichkeit, es scheint, als ob Ferrara bei jeder einzelnen Szene den Gedanken habe ein Genie inszenieren zu müssen, weshalb jedem Wort und auch jedem Schritt eine Bedeutung gegeben wird, die künstlich wirkt. Vor allem davon betroffen ist auch die Fotografie, die nicht unschön, aber unpassend wirkt. Ebenfalls löste der Film über weite Teile ein Gefühl des Unbehagens bei mir aus, das sonst nur sehr selten bei mir auftritt, es scheint mir, dass manche Szenen beim Versuch ein wenig zu verbergen, in Wahrheit noch viel mehr Preis gaben. Ich meine damit vor allem die dekadenten Darstellungen von Sexualität. In diesem Fall scheint sich der Regisseur stark an Pasolins Filmen orientiert zu haben, hierbei vergisst er aber oft die Substanz, weshalb oft nur der bittere Beigeschmack eines Pasolini Films bleibt, denn keiner kann wahrscheinlich sagen, dass man ein Pasolini Film genießen kann. Er ist vielmehr eine Anregung zum Denken, der verschiedensten Interpretationsmöglichkeiten und Gedanken zulässt und fordert. Mehr als aber dies sind seine Filme Ausdrücke seiner selbst und zwar nicht des literarischen Pasolinis, sondern seiner düstersten und in jeder Hinsicht pervertiertesten Seiten. Damit komme ich zum nächsten Punkt: die Interpretation Willem Dafoes. Dafoes Darstellung erreicht leider nie die Tiefe, die für die Veranschaulichung dieser Person notwendig wäre, weshalb im Endeffekt auch das Experiment, Pasolini in all seinen Facetten zu zeigen, scheitert, er wirkt zu grob, obwohl er sichtlich bemüht ist sich dem Charakter anzugleichen, Pasolini erscheint deshalb oft sehr reduziert, was schade ist. Fragwürdig ist auch Ferraras Idee die Darsteller alle in ihrer Muttersprache sprechen zu lassen. Was anfangs sinnvoll erscheint, um so – wie Ferrara sagt – die natürliche Betonung der Schauspieler beizubehalten, artet  völlig aus. Italienische Schauspieler sprechen anfangs noch Italienisch und Dafoe antwortet auf Englisch, doch dann sprechen plötzlich die italienischen Schauspieler Englisch und Dafoe in anderen Szenen Italienisch. Diese wirre Gestaltung zerstört die Atmosphäre des Films und wirkt beim besten Willen nicht natürlich. Vor allem muss angemerkt werden, dass Dafoe mit seinem Italienisch sehr schnell an seine Grenzen kommt und das der Glaubwürdigkeit seiner Darbietung sicher nicht weiterhilft.

Meines Erachtens nach ist Ferraras Film kein wirklich gut gelungenes Portrait des italienischen Künstlers. An dieser Stelle muss ich jedoch nochmal die Komplexität des Themas unterstreichen. Kein Regisseur und vorallem kein italienischer Regisseur hatte es zuvor gewagt Pasolini zu portraitieren und erst recht nicht hatte sich ein itlaienischer Schauspieler angemaßt, die Figur Pasolinis zu interpretieren. Pasolini war ein äußerst vielschichtiger Mensch, der wahrscheinlich bis heute nicht restlos verstanden werden kann und dessen Leben nach wie vor sehr rätselhaft ist. Die genauen Gründe für seinen Tod sind noch immer nicht geklärt und viele Verschwörungstheorien deuten auf eine ganz andere Auslegung des Mordes. Auch wenn Ferrara diesen banalisiert, im vielleicht entscheidenden Teil zeigt er wie Pasolini, der mit einen Stricher nach Ostia gefahren war, von einer Bande homophober Proleten zu Tod geprügelt wird und das mit einer Grausamkeit und Brutalität, die in diese Szene wirklich nicht nötig gewesen wäre. Doch es scheint Ferrara -wenn ich ihn richtig verstanden habe – gar nicht zu sehr darum zu gehen, denn im Grunde genommen ist „Pasolini“ sicher kein Meisterwerk, kein Portrait, sondern wie Hans Hurch vor der Vorstellung im Gartenbaukino angekündigt hat, die Begegnung zweier großer Regisseure und daher ein subjektiver Bericht.

Hier noch der Trailer

Beenden möchte ich diesen Beitrag mit einem recht passenden Gedicht Pasolinis:

Hier stehe ich selber, arm,

im billigen Anzug, wie ihn die Armen

im schäbigen Glanz der Schaufenster

bewundern, gesäubert vom Schmutz

der Gassen, der Straßenbahnbänke,

der meine Tage verstört: und immer karger,

im Kampf ums Brot, ist bemessen die Freiheit.

 

Viennale Blog 3

Dieser Beitrag soll lediglich über zwei Bestandteile, die von der Viennale nicht mehr weg zu denken sind, informieren.

Der eine ist die Viennale-Tasche, die mittlerweile fester Bestandteil des Street-Styles, der jungen kulturliebhabenden Wiener_innen ist. Sie wird vo rallem zu Viennale Zeiten präsentiert und wer sie besitzt wird sofort verdächtigt ein Viennale-Insider zu sein. Doch tatsächlich gibt es drei Möglichkeiten wie man das begeehrteste Objekt der Viennale ergattern kann:

1. Man nimmt am A1 Gewinnspiel teil.

2. Man ist wirklich ein Insider oder eine Insiderin (Mitarbeiter_in) und erhält daher selbstverständlich eine Tasche.

3. Man versucht sie gebraucht im Internet zu kaufen.

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Zweiter, nicht weckzudenkender Bestandteil der Viennale ist der Viennale-Trailer. Er wird seit 1995 eigens für die Viennale angefertigt und an ihm arbeiten einige der wichtigsten Filmschaffenden; Künstler_innen und Schauspieler_innen mit. Dieses Jahr stammt der Trailer vom wohl ältsten Filmemacher der Welt, dem Portugiesen Manoel de Oliveira und trägt den Titel „Chafaritz das Virtudes“. Der Film zeigt fast eine Minute am Stück wie Wasser aus einem Brunnen im Porto fließt. Instinktiv würde ich sagen, dass dies das Leben, die Geschichte, auch die Unendlichkeit symbolisiert und  würde  dies auch  auf die Viennale übertragen.

 

Viennale Blog 2

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Die Viennale richtet sich unter anderem auch an junge Wiener_innen, die gerne anspruchsvolle Filme sehen und diesen bietet sie auch viele Möglichkeiten. Sie haben rund 300 Filme zur  Auswahl, von denen viele mit anschließend stattfindenden Publikumsgesprächen verknüpft sind, außerdem finden auch noch unabhängig davon Gespräche, Diskussionen, Buchpräsentationen statt. Einen Besuch ist auch das musikalische Programm wert. Hier gibt es Konzerte, DJ-Sets und viele Partys. Und wenn das noch nicht reicht,  gibt es natürlich auch die Möglichkeit sich bei einer Jury zu bewerben, um so hautnahe die Geschehnisse rund um das Festival zu beobachten. Weitere Infos zum Rahmenprogramm.

Auch junge österreichische Regisseur_innen haben die Möglichkeit ihren Platz in der Viennale zu finden. Sie können ihre Filme einreichen, indem sie eine Inhaltsangabe inklusive aller technischen Angaben an  film@viennale.at senden und auf eine Antwort warten. Kommt diese innerhalb von zwei Wochen, kann man auf Einladung eine Ansichtskopie der Viennale zusenden. Als ausländischer Regisseur hat man es hier weitaus schwerer, weil die Filme des Hauptprogramms zur Teilnahme eingeladen werden und in der Abteilung Kurzfilme österreichische Produktionen den Vorrang haben.

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Ich, der ich mich ja für den Film interessiere, beobachte  so manches Filmfestival zu mindest aus der Weite, hege aber eine besondere Vorliebe für die traditionelle Vorgangsweise der Viennale und das nicht nur, weil ich in Wien lebe. Denn anders als in Cannes, Berlin, oder Venedig ist die Viennale, obwohl sie eine lang nicht so große Strahlkraft wie diese hat, wirklich das Festival der Zuseher. Ich denke, dass selten der/die Zuschauer_in so sehr im Mittelpunkt steht wie bei der Viennale. Man merkt dies schon in den Wochen vor der Viennale, denn jede_r will Teil  dieses Festivals sein, jede_r will die berüchtigte Viennale-Tasche haben und jede_r will den Film sehen auf den er/sie sich schon so lange freut und der noch so viel Zeit brauchen wird bis er in die österreichischen Kinos findet, wenn ihm das überhaupt gelingt und nicht jeder aber viele wollen einem Publikumsgespräch mit seinem oder ihrer Lieblingsregisseur_in beiwohnen, den sie normalerweise immer nur in Interviews verfolgen. Ein weiterer Punkt ist, dass es bei der Viennale anders als bei vielen anderen Festivals keinen Wettbewerb gibt, es werden zwar einige Preise verliehen, aber das geschieht fast nebenbei, denn die meisten wollen einfach nur Filme sehen und ins Kino gehen. Ein Ansturm der Prominenten bleibt auch aus, bei Premieren und Spezialprogrammen sieht man zwar so manches bekannte Gesicht der österreichischen Filmszene und oftmals auch bedeutende internationale Regisseur_innen und Schauspieler_innen, doch das geschieht mit Dskretion.

Ich persönlich würde aber trotzdem gerne auch andere Festivals besuchen, besonders interessieren würden mich hierbei die europäischen Festivals, da mir am europäischen Film sehr viel liegt. Die Frage, welches genau, kann ich aber nicht beantworten, da jedes seinen eigenen Schwerpunkt hat. Sicherlich ist Cannes das Happening des französischen Films und Venedig, dass des italienischen, während die Berlinale einen sehr internationale Bezug hat, obwohl immer wieder Ehrungen an den deutschen Film stattfanden und das Festival des Film Locarno einen eigenen Fokus beim Autorenfilm hat. International sind aber auch noch einige andere Film-Festivals ganz interessant, wie das Sundance- Festival, das Festival des amerikanische Indie-Films und das Toronto Filmfestival, das an internationale Bedeutung gewonnen hat und für Venedig, eine harte Konkurrenz wird. Genannt wurden jetzt nur die großen, was kein Grund sein soll die kleinen zu vergessen, da auch diese seien es österreichische, europäische oder internationale wesentlich zur Vielfalt, der gesamten Filmlandschaft beitragen.

Schlussendlich will ich doch noch zugeben, dass, wenn ich zwischen all diesen Festivals, wählen müsste, ich mich für das von Venedig entscheiden würde. Und das nicht nur, weil es eindeutig den schönsten Namen hat: Internationale Ausstellung kinematografischer Kunst von Venedig, sondern auch weil es den meiner Meinung nach wichtigen und ermutigenden „Marcello Mastroianni-Preis“ gibt, der an dem oder an die beste/n Nachwuchsschauspieler_in geht. Außerdem ist nach meiner Ansicht das Film-Festival Venedig die einzig wahre Plattform des italienischen Films und da ich zu diesem einen besonderen Bezug habe, würde ich da auch gerne mal dabei sein.

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